Laut Deutscher Umwelthilfe werden in Deutschland stündlich 320.000 Coffee to go-Becher verbraucht. Dabei verschmutzen die Becher als Abfall das Stadtbild und sind auch in der Produktion alles andere als umweltschonend. Daher will die SPD nun prüfen lassen, ob die Stadt Neuss ein Mehrweg-System anstoßen kann.
„Das Problem mit den Plastik-Tüten haben wir gut angegangen. Jetzt sollten wir uns den Einwegbechern widmen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Arno Jansen, „denn auch hier könnten wir gleichzeitig die Umwelt schonen und Müll vermeiden.“
Daher hat die SPD einen Antrag in den Hauptausschuss am 18. Mai eingebracht. Die Sozialdemokraten wollen, dass die Stadt-Verwaltung die Möglichkeiten eines Mehrweg-Systems prüft. Die SPD bringt aber auch gleich eine eigene Idee mit ein: In Neuss könnte ein Pilotprojekt von „Mugcircle“ starten. Das von der Deutschen Umwelthilfe und mehreren Unternehmen unterstützte Projekt könnte laut Aussage der Entwickler für die Stadt Neuss kostenneutral zur Verfügung gestellt werden. Der Vorteil an „Mugcircle“ wäre: Hier wird ein überregionales System angestrebt, bei dem der Becher auch in anderen Städte zurückgegeben werden kann, wenn diese mitmachen. Ein Neusser könnte seinen Kaffee also zum Beispiel in Neuss kaufen, dann mit der Straßenbahn nach Düsseldorf fahren und den Mehrwegbecher dort im Pfandautomaten des Supermarktes abgeben.
System mit lokalem Bezug
Außerdem könnten die teilnehmenden Unternehmen oder Städte auf Wunsch auch individuell gestaltete Becher präsentieren. Die Reinigung der Becher würde ein externer, lokaler Dienstleister übernehmen. Jeder Coffee to go-Becher würde also hygienisch einwandfrei in den Handel zurückkommen. Die Kosten für die Anbieter des Kaffees wären im Vergleich zum Einwegbecher-System in etwa gleich hoch.
Umweltsünder Einwegbecher
Einwegbecher dagegen bestehen überwiegend aus Papierfasern, für deren Herstellung in aller Regel Neumaterial eingesetzt wird. Es werden praktisch keine Recyclingpapierfasern genutzt, sodass für die Herstellung der Pappbecher neue Bäume gefällt werden müssen. Doch die Einwegbecher bestehen nicht nur aus Pappe, sondern anteilig auch aus Kunststoff. Daher wird auch Rohöl zur Becherproduktion benötigt. Die Deutsche Umwelthilfe schätzt, dass bei der Produktion von Einwegbechern und den zugehörigen Deckeln jährlich rund 110.000 Tonnen CO² entstehen. Nahezu alle Einwegbecher können jedoch nicht recycelt werden.