Seit Dezember ist die Situation beim Rheinland Klinikum festgefahren. Die drei Krankenhäuser in Neuss, Dormagen und Grevenbroich erwirtschaften zusammen seit mehreren Jahren ein Millionen-Defizit. Ohne Gegensteuern würde früher oder später eine Insolvenz drohen. „Für die Gesundheitsversorgung der Neusserinnen und Neusser und der Beschäftigten ist das keine schöne Situation“, sagt unser Fraktionsvorsitzender Sascha Karbowiak. Daher ist er froh, dass nun endlich Bewegung in die Debatte gekommen ist. „Für die Gesundheitsversorgung im gesamten Rhein-Kreis Neuss ist es wichtig, das Rheinland Klinikum endlich zukunftssicher aufzustellen“, sagt Sascha Karbowiak.
Der Brief an die Mitarbeiter
Bürgermeister Reiner Breuer und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke haben vergangene Woche über den aktuellen Sachstand und das weitere Vorgehen informiert. Unter anderem in den Gremien der Stadt und in einem Schreiben an die Mitarbeiter des Krankenhauses war die Rede davon, dass die derzeitige Blockade-Situation aufgelöst werden soll. Da die Stadt Neuss und der Rhein-Kreis Neuss jeweils genau 50 Prozent am Rheinland Klinikum halten, müssen sich beide Seiten immer einig werden. „Bürgermeister und Landrat wollen jetzt gemeinsam mit externen Beratern konkrete Schritte zum Erhalt und der Stärkung der Krankenhäuser prüfen und definieren“, sagt Sascha Karbowiak. Wichtig bleibt für ihn dabei als Grundlage der vom Aufsichtsrat und des Stadtrates beschlossene Restrukturierungsplan für alle drei Krankenhaus-Standorte.
Streitpunkt Grevenbroich
Größter Streitpunkt war bisher das Elisabeth-Krankenhauses in Grevenbroich. „Mehrere Gutachten, die Ärzteschaft und weitere Experten kommen alle zu dem gleichen Schluss: Die stationären Leistungen in Grevenbroich müssen abgebaut werden“, sagt Sascha Karbowiak. Ob das am Ende zu einem kleineren Basis-Krankenhaus (Level 1i-Krankenhaus) oder zu einem modernen ambulanten Gesundheitscampus führen wird, ist noch offen. Grundsätzlich hatte der Aufsichtsrat das im Dezember 2023 auch schon so beschlossen und auch nochmals nachgewiesen, dass die Notfallversorgung in allen Städten und Gemeinden vollumfänglich sichergestellt wäre. Der Kreistag hat den Beschluss dann allerdings nicht mitgetragen, wodurch die derzeitige Blockade entstanden ist.
Alternativen: Insolvenz oder Rückabwicklung der Fusion
Die Stadt Neuss ist allerdings gewappnet, falls es keine Einigung zwischen Bürgermeister und Landrat geben sollte. „Für uns bleibt es wichtig, unser Lukaskrankenhaus zu erhalten und eine gute Gesundheitsversorgung der Neusserinnen und Neusser sicherzustellen“, sagt Sascha Karbowiak. Daher hat der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, weiterhin Alternativen zu prüfen und weiter zu konkretisieren. Dazu gehört eine Rückabwicklung der Fusion. Zudem hat eine Unternehmensberatung nun untersucht, was vermutlich passiert, wenn keine Einigung erzielt werden kann. Mit Blick auf Liquidität, Umsatz und Ergebnis des Rheinland Klinikums wäre ein mögliches Szenario demnach eine Schließung von Dormagen und Grevenbroich in einem Schutzschirmverfahren beziehungsweise eine Insolvenz in Eigenverwaltung. „Diese Varianten sind durch die positiven Signale von Landrat und Bürgermeister nun zum Glück etwas unwahrscheinlicher geworden“, sagt Sascha Karbowiak.
Das Rheinland Klinikum
Das Rheinland Klinikum Neuss ist im August 2019 durch eine Fusion des Lukaskrankenhauses mit den Kreiskrankenhäusern (Kreiskrankenhaus Dormagen und Elisabeth-Krankenhaus Grevenbroich) entstanden. Mit 3800 Beschäftigten war es damals das bundesweit zehntgrößte Krankenhaus in kommunaler Trägerschaft. Stadt Neuss und Rhein-Kreis Neuss sind je zu 50 Prozent Gesellschafter. Das Unternehmen umfasst vier Kliniken, drei Häuser der Altenpflege, zwei medizinische Versorgungszentren, ein Zentrum für Arbeitsmedizin, verschiedene Service-Gesellschaften und zwölf Kindertageseinrichtungen im Rhein-Kreis Neuss.