In diesen Tagen bekommen Eltern in Neuss die Rückmeldung, ob sie einen Kita-Platz ab August 2018 erhalten oder nicht. Inzwischen haben leider über 200 Eltern erfahren, dass sie keinen Kita-Platz für ihr unter drei Jahre altes Kind bekommen. Und leider wird diese Zahl noch steigen. Der zuständige Dezernent Ralf Hörsken hat am Freitag in Ratssitzung skizziert, wie die Stadt Neuss darauf reagiert. Es ist deutlich geworden: Im Rathaus wird kreativ gedacht und auf Hochtouren gearbeitet. Wir beantworten die wichtigsten Fragen und geben einen ersten Überblick, was jetzt zu tun ist.
Warum sind nicht genügend Kita-Plätze da?
Dafür gibt es mehrere Gründe: Zunächst hat sich der Bau einiger Kitas verzögert. Beispielsweise an der Schluchenhausstraße wo es Probleme mit der Rechtskraft des Bebauungsplans gab oder am Blausteinsweg, wo die Baufirma in Konkurs gegangen ist. Überhaupt sind die Kinderzahlen höher als vor einigen Jahren prognostiziert. Die Stadt Neuss lässt die Berechnung der Kinder-Zahlen daher nochmal extern vornehmen. Im Grunde ist das auch eine gute Nachricht: Neuss ist beliebt. Jungen Familien ziehen hier her. Vor allem aber nehmen heute viel mehr Eltern das Angebot eines Kita-Platzes an.
Ist das ein Neusser Phänomen?
Nein, in allen Städten im Rhein-Kreis Neuss gibt es dieses Problem. In Düsseldorf fehlen aktuell sogar 1.500 Plätze für Kinder unter 3 Jahren (U3). Immer mehr Eltern kommen in die Situation, dass sie einen U3-Platz haben müssen oder wollen. Inzwischen ist es eine keine Besonderheit mehr, dass eine Mutter ein Jahr nach der Geburt einen Kita-Platz sucht.
Was passiert mit den Eltern, die jetzt keinen Kita-Platz mehr bekommen?
Die Stadt Neuss bietet eine Telefon-Hotline an, unter der Eltern ihren Bedarf anmelden können. In Einzelgesprächen sollen die jeweiligen Situationen besprochen werden. Die Stadt will herausfinden: Wo benötigen Eltern in welcher Zeit für welche Kinder einen Kita-Platz. Geklärt werden soll auch, welche Eltern ihren Bedarf vielleicht noch einige Monate zurückstellen können, bis ein Provisorium fertig gestellt wird.
Was tut die Stadt jetzt, um Kita-Plätze zu schaffen?
Schon jetzt vorbereitet sind zwei neue Großtagespflegen mit insgesamt 18 Plätzen. In Gesprächen mit Trägern wird über Not-Gruppen gesprochen. Am 1. August soll außerdem ein erstes Provisorium in Betrieb genommen werden. Insgesamt sind derzeit sieben Provisorien geplant. Sechs davon sind wohl leider nicht zum 1. August, sondern erst im Laufe des Kindergartenjahres fertig.
Die derzeit geplanten Provisorien sind:
- Fläche an der Kasterstraße. Umbau einer bestehenden Container-Anlage (15 Plätze für U3 zum 1-. August)
- Schule am Lindenplatz – Umbau des Bestandsgebäudes (30 Plätze für U3)
- Schule am Lindenplatz – Container auf dem Schulhof (25 Plätze für U3)
- Ueckerrather Straße – Containerbau (25 Plätze für U3)
- Rheintorparkhaus – Umbau einer Kita mit dem Arbeitstitel „Wolke 7“ (15 Plätze für U3)
- Grundschule Allerheiligen – ein Containerbau westlich der Schule wird umgewidmet (25 Plätze für U3)
- Jobcenter Neuss – Grundstück auf der Rückseite (25 Plätze für U3)
Durch diese sieben Provisorien entstehen insgesamt 160 Plätze für U3 und 175 Plätze für Ü3.
Was muss mittelfristig passieren?
Bis 2025 müssen 20 bis 25 Kitas gebaut werden. Hinzu kommen die Kitas, die ohnehin bereits geplant sind. Im neuen Inbusviertel sind etwa bereits mehrere Kitas eingeplant. Dafür muss die Stadt jetzt auf kreative Ideen setzen. Wie man an dem Provisorium im Rheintorparkhaus schon sehen kann, passiert das bereits. Bürgermeister Reiner Breuer hat außerdem in der letzten Sitzung des Stadtrats eine neue Vergabeordnung vorgelegt, mit der die Planung von Kitas deutlich vereinfacht werden kann.
Wie ist der Status Quo?
Die Stadt Neuss hat in der Vergangenheit schon viel in den Kita-Ausbau investiert. 91 Kitas gibt es in Neuss. Die bestehenden Einrichtungen bieten rund 6.500 Kita-Plätze. Bereits heute rund fließen rund 20 Prozent der Ausgaben der Stadt Neuss in die Kitas und die Unterbringung von Kindern. Wir sind schon seit fünf, sechs Jahren mit hoher Geschwindigkeit beim Kita-Ausbau unterwegs. So konnten seit 2010 über 1.100 Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen werden. Jetzt muss das Tempo noch erhöht werden. Wir brauchen kreative Lösungen und Ideen. Am Ende helfen wohl nur viele kleine Maßnahmen.
Foto: colourbox / SPD-Parteivorstand