Viele Neusserinnen und Neusser haben uns in den vergangenen Monaten mitgeteilt, dass ihrer Ansicht nach die Zahl der obdach- und wohnungslosen Menschen in unserer Stadt zugenommen hat. Daher haben wir als SPD Neuss gemeinsam mit den Grünen und UWG/Aktiv als unseren Kooperationspartnern einen Antrag in den Sozialausschuss eingebracht: „Wir wollten erfahren, ob die Anzahl wohnungsloser Menschen aus Sicht der Stadt Neuss tatsächlich zugenommen hat und wie sich ihre Situation seit der Corona-Pandemie und der Ukraine-Krise verändert hat”, erklärt unsere sozialpolitische Sprecherin Verena Kiechle. Außerdem war es uns wichtig, auch Vertreter der Hilfsorganisationen, des Kommunalen Service- und Ordnungsdienstes (KSOD) sowie der Streetworker in die Sitzung einzuladen. „Wir wollten aus erster Hand erfahren, wie die Hilfsangebote angenommen werden und wo es vielleicht noch zu lösende Probleme gibt“, erklärt Verena Kiechle.
Unterbringung von wohnungslosen Menschen sichergestellt
Dabei gab es in der Sitzung auch einige überraschende Erkenntnisse: Denn die Anzahl der obdachlosen Menschen ist demnach in den vergangenen Jahren sogar leicht gesunken und lag zuletzt bei 316 Personen. Außerdem ist die „Hin- und Herberge“ als städtische Übernachtungseinrichtung für alleinstehende wohnungslose Männer unter Bürgermeister Reiner Breuer vollumfänglich modernisiert worden und weiterhin nicht vollständig ausgelastet. „Das bedeutet: Jeder Mensch, der in der Stadt Neuss ein Obdach sucht, bekommt auch eins“, sagt Verena Kiechle. Der Eindruck vieler Neusserinnen und Neusser, dass sich allerdings mehr Obdachlose im Innenstadtbereich aufhalten, stimmt aber. Das haben uns die Stadtverwaltung und die Hilfsorganisationen bestätigt.
Der Grund dafür ist leicht erklärt: Während der Corona-Pandemie konnte die „Hin- und Herberge” anders als bislang als ganztägige Einrichtung genutzt werden. Dadurch hielten sich viele wohnungslose Menschen längere Zeit nur noch selten im Innenstadtbereich auf. Im Februar 2022 wurde dann der Tagesaufenthalt im „Café Ausblick” wieder angeboten. Das Café ist ein Angebot der Caritas auf der Breite Straße, in dem sich wohnungslose Menschen tagsüber aufhalten und versorgen können. Deshalb wurden die Öffnungszeiten der „Hin und Herberge“ wieder angepasst. Dort gibt es nun seit einiger Zeit keinen Tagesaufenthalt mehr. „Die Nutzer der Einrichtungen pendeln jetzt wieder und halten sich somit auch vermehrt im Innenstadtbereich auf“, erklärt Verena Kiechle.
Stadt im Austausch mit Netzwerkpartnern
Die Stadt Neuss bietet gemeinsam mit zahlreichen Netzwerkpartnern erfreulicherweise eine Vielzahl an umfangreichen Angeboten für Menschen an, die bereits wohnungslos sind oder denen Wohnungslosigkeit droht. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Neuss sprechen die betroffenen Personen auch aktiv an. Trotzdem ziehen einige Menschen leider ein Leben in ungesicherten Verhältnissen auf der Straße vor. Die Stadt ist jedenfalls im regelmäßigen Austausch mit den Netzwerkpartnern, um weitere Lösungen zu finden. Neben den Möglichkeiten der Unterbringung gibt es auch persönliche Hilfestellungen. Streetworker und der KSOD informieren wohnungslose Menschen beispielsweise regelmäßig über die vorhandenen Hilfsmöglichkeiten und versuchen sie in die „Hin- und Herberge“ zu vermitteln.
„Es hat sich einiges getan und wir haben den Eindruck, dass die Stadt mit Blick auf das Thema Obdachlosigkeit gut aufgestellt ist“, sagt Verena Kiechle. In einem strukturierten System von aufeinander aufbauenden Unterbringungsformen und Hilfsangeboten verfolgt die Stadt Neuss das Ziel, wohnungs- und obdachlose Menschen wieder in die Lage zu versetzen, eine eigene Wohnung bewohnen und finanzieren zu können.
Neues Projekt „Neu(e)ss Wohnen für Frauen“
Eine positive Nachricht hatte die Verwaltung noch für uns. Zum 1. Juni 2023 werden nun endlich Apartments für wohnungslose Frauen bezugsfertig sein. Das Projekt hat der Stadtrat 2019 auf den Weg gebracht. Die Wohnungen liegen in Weckhoven. Dort sollen wohnungslose Frauen vorübergehend unterkommen können. Das Ziel ist dann die Suche nach einem geeigneten Hilfsangebot, sowie die Vermittlung in die eigenen vier Wände. „Wir hoffen, dass sich mit den gut funktionierenden Maßnahmen die Lebenssituation von wohnungslosen Menschen in Neuss weiter verbessert“, sagt Verena Kiechle abschließend.