Das Problem ist bekannt: Für junge Familien ist es in Neuss immer schwerer geworden, eine Wohnung oder ein Haus zu finden. Dabei gäbe es dafür in Rosellerheide eine geeignete Fläche, über die seit Anfang der 1980er Jahre diskutiert wird. Die Fläche erstreckt sich auf rund 20 Hektar und wird im Süden durch die Neukirchener Straße und im Norden durch die Theodor-Klein Sportanlage begrenzt.
Ein Antrag unserer Fraktion hat Ende 2018 neuen Schwung in die Debatte gebracht. „Viele Bürgerinnen und Bürger aus Rosellerheide wünschen sich, dass ihre Kinder vor Ort Bauland finden“, sagt Verena Kiechle, die am 13. September in den Stadtrat gewählt wurde. Sie hat das Thema wieder auf die politische Tagesordnung gebracht. Dabei kennt sie natürlich auch die Bedenken mehrerer Anwohnerinnen und Anwohner gegen eine Bebauung. „Das neue Wohngebiet kann nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger ernst genommen werden und eine Lösung für eine gute verkehrliche Anbindung gefunden wird“, so Verena Kiechle.
Alle Akteure vor Ort einbeziehen
Bereits im September 2018 hatte Verena Kiechle daher den Dialog zu den Bürgerinnen und Bürgern gesucht. „Den Bürgerinnen und Bürgern war es sehr wichtig, dass auch die Belange der Schützen und des Fußballvereins berücksichtigt werden“, sagt Verena Kiechle. Daher hat sie die Einrichtung eines runden Tisches beantragt. Der wird nun umgesetzt.
Anfang 2020 hat die Stadt Neuss dafür das Büro „scheuvens + wachten plus planungsgesellschaft mbh“ aus Dortmund mit einem „dialogorientierten Moderationsverfahren“ beauftragt. Das Büro soll unter dem Titel „Am Schwarzen Graben – Neue Nachbarschaften in Rosellerheide“ die Entwicklung des Plangebiets im Neusser Süden begleiten. „Seit März 2020 werden erste Gespräche und Workshops mit Fachämtern der Neusser Stadtverwaltung und Akteuren vor Ort, sogenannten Schlüsselpersonen wie Stadtpolitik, Vereinen oder Institutionen durchgeführt“, erklärt Verena Kiechle.
So funktioniert das Dialog-Verfahren
Im Rahmen des „dialogorientierten Moderationsverfahrens“ sollen die Rahmenbedingungen und mögliche Lösungswege für die künftige Gestaltung des Areals entwickelt werden. Beteiligt werden die Neusser Bürgerinnen und Bürger, Eigentümerinnen und Eigentümer sowie die lokalen Akteure wie Vereine, Politik, Schule oder soziale Institutionen.
Die gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für ein städtebauliches Konzept zur Entwicklung des Gebiets „Am Schwarzen Graben“. Hier sollen – so weit wie möglich – die unterschiedlichen Interessen, Wünsche und Bedenken in einem Kompromissvorschlag berücksichtigt werden. Schließlich ist der größte Teil der betroffenen Grundstücke nicht in städtischer Hand.
Damit das Verfahren trotz der Corona-Einschränkungen fortgeführt werden kann, wird die Beteiligung der Bürger und Bürgerinnen nun zunächst über die Projektwebseite: www.am-schwarzen-graben.de durchgeführt. Bis zum 10. November haben Interessierte die Gelegenheit, ihre Anregungen und Ideen für die Gestaltung des neuen Stadtquartiers online mitzuteilen und Fragen zu stellen. Die Internetseite bietet zudem laufende Informationen über das Projekt sowie Downloads zu Ergebnissen des Prozesses.
Unser Kernziel: Bezahlbare Wohnungen für junge Familien
Unser Ziel für die heute landwirtschaftlich geprägte Fläche bleibt klar: „Dort sollen neue dringend benötigte bezahlbare Wohnungen für alle Schichten der Gesellschaft entstehen“, erklärt Verena Kiechle. Dazu gehört für uns ein Mix aus Ein- und Mehrfamilienhäusern. Wie auf dem Alexianer-Areal sollte aber auch eine geförderte Eigentumsbildung ermöglicht werden. Dabei kann über ein Programm der NRW-Bank sichergestellt werden, dass auch Mittelschicht-Familien sich ein Eigenheim leisten können. Somit wäre das Gebiet am schwarzen Graben ein Baustein, um dem Mangel an Wohnraum im Neusser Süden zu begegnen. Zugleich sollen dort natürlich auch Räume und Grünflächen für Erholung und Begegnung geschaffen beziehungsweise erhalten werden.